Japan, 1957
Regie: Koreyoshi Kurahara
Nikkatsu ist eines der ältesten japanischen Filmstudios. Gegründet als Zusammenschluss verschiedener kleiner Produktionsfirmen im Jahre 1912, wuchs sich die Firma schnell zu einem führenden Unternehmen der Branche aus. Während der zweiten Weltkrieges zwang die Regierung alle Studios zur Fusion, so dass nur noch vier große Studios übrig blieben. Die ehemalige Nikkatsu-Gesellschaft ging dabei im Daiei-Konzern auf.
Nach dem Krieg wurde die Firma nochmal neu gestartet und nach ersten Gehversuchen mit traditionellen Samurai- und Historienfilmen wandte sie sich zunehmend einer Jüngeren Zielgruppe zu, was dann auch bald den erhofften Erfolg brachte. Die daraus resultierenden Crime- und Gangsterfilme sollten dann bis in die frühen 70er Jahre das große Aushängeschild des Studios bleiben.
Als dann in den Siebzigern die erste große Krise in der japanischen Filmwirtschaft eintrat, konzentrierte sich Nikkatsu bald ausschließlich auf die Produktion von Softporno-Streifen, vermutlich weil diese günstig zu produzieren waren, immer ein sabberndes Stammpublikum fanden und der Firma so den (neuerdings auch nackten) Arsch retteten. Heute spielt Nikkatsu auch wieder im “normalen” Filmgeschäft Japans mit, wenn auch auf kleinerer Flamme.
Unter dem Titel Nikkatsu Noir hat Eclipse, die kleine Schwester des berüchtigten US-Labels Criterion jetzt ein nettes Boxset mit fünf repräsentativen Klassikern aus der goldenen Nikkatsu-Phase, genauer aus den Jahren 1957 – 1968, veroffentlicht, mit denen ich mich in den kommenden Tagen mal beschäftigen werde.
Jôji Shimaki, ehemaliger Profiboxer, betreibt ein Restaurant in Yokohama. Eigentlich wollte er schon längst bei seinem Bruder in Brasilien weilen, als er der in Schwierigkeiten geratenen Nachtclubsängerin Saeko begegnet und ihr Unterschlupf anbietet. Schon bald sieht er sich mit ihren Verfolgern sowie auch mit seiner eigenen düsteren Vergangenheit konfrontiert. Als sich dann die Hinweise häufen, dass auch sein vermisster Bruder irgendwie in der Sache mit drinsteckt, macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit hinter den Vorfällen und bald steht er ganz alleine da im Kampf gegen die Unterwelt von Yokohama.
Ich wusste noch nicht so recht, was mich erwarten würde, als heute die ersten Bilder über den Monitor flimmerten. Meine Kenntnis der Gangsterstreifen aus dem Hause Nikkatsu beschränkte sich bisher auf die beiden Seijun Suzuki-Klassiker Branded to Kill und Tokyo Drifter, welche als experimentelle Ausreißer in dem Genre gelten und daher wohl auch nicht sonderlich repräsentativ sein dürften. Ich muss aber sagen dass der erste Film der Box durchaus meinen Nerv traf. Das “Noir” im Titel kommt auch nicht von ungefähr, orientiert sich der Streifen doch sehr offensichtlich am Film Noir der 40er Jahre. So ist auch alles vorhanden, was dazugehört: Eine Bildkomposition in der mehr Platz für Schatten als für Licht ist, durchgestylte Sets, der typische Antiheld mit düsterer Vergangenheit und ohne jegliche Perspektive, eine verhängnisvolle Liebschaft die ihn in ihren persönlichen Schlamassel mit reinzieht und ein übermächtiger Gegner der mal so vor gar nichts zurückschreckt. Das ganze ist für eine Produktion aus dem Jahr 1957 durchaus rasant inszeniert und von einer abgefuckten Coolness, wie sie nur über viele Jahre reift. Und gottseidank verschont uns der Film vor jeglichen Kitschattacken.
Wer bei dem Gedanken an stylisches altes Noir-Kino nicht gleich das Kotzen kriegt, wird daran seinen Spaß haben.
Wertung: 7/10
Ein Kommentar
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