Japan, 2009
Regie: Goro Taniguchi
In einem Wort: Enttäuschend. Klar, es handelt sich um einen Kinderfilm. Für das Fernsehen produziert, obendrein. Klar auch, dass ich von einer TV-Produktion kein visuelles Feuerwerk oder eine bahnbrechende Storyline erwarten sollte. Aber dass die Produzenten so dermaßen lustlos, so 08/15 mit einem wichtigen Erbe umgehen, das ist einfach nur ärgerlich.
Mal zur Erinnerung: Die Figur des Löwen Leo stammt aus der Feder des Altmeisters Osamu Tezuka. Die auf seinen Mangas basierende Anime-Serie aus den 60er Jahren war vermutlich die erste größere Amerikanisch-Japanische Koproduktion und auch eine der ersten Animeproduktionen die im deutschen Fernsehen (stark gekürzt, unter dem Titel “Kimba – der weiße Löwe”) ausgestrahlt wurde. Eine Menge Geschichte hat die Hauptfigur des Filmes also im auf dem Buckel und muss in ihrer Wichtigkeit in eine Reihe mit Klassikern wie Astro Boy oder Akira gestellt werden, weil sie in ähnlichem Umfang zum internationalen Erfolg japanischer Animationsfilme beitrug. Vom offensichtlichen Einfluss auf eine einschlägig bekannte Disney-Produktion mal ganz abgesehen. Selber gesehen habe ich die Originalserie noch nicht, nach dem was ich bisher so gehört und gelesen habe scheint sie aber durchaus sehenswert. Leider gibt es nach meinem Wissen bisher keine ungeschnittene Veröffentlichung mit deutschen oder englischen Untertiteln und die US- und noch mehr die deutsche TV-Fassung sind leider bis zur Verstümmelung gekürzt.
Der vorliegende Film verlegt seine Handlung in den Neo-Dschungel, ein künstlich erschaffenes Ökosystem in dem jeder einzelne Grashalm überwacht und kontrolliert wird. Nachdem der Mensch das natürliche Umfeld der Tiere zerstört hat, zieht er daraus den Schluss, dass die Natur nur noch unter von ihm kontrollierten Bedingungen existieren darf und kann, und verschleppt die Tiere des Dschungels in dieses Reservat. Kenichi, der Sohn des Wissenschaftlers der dieses Projekt leitet, kann mit den Tieren des Dschungels reden und freundet sich mit dem kleinen Löwen Leo an (haben wir ja noch nie gesehen, sowas). Im Gespräch mit den Tieren beginnt er zunehmend an den Plänen seines Vaters zu zweifeln und als dieser das Leben vieler kranker Tiere gefährdet, um bei einer UN-Inspektion gut dazustehen, nimmt Kenichi das Schicksal der Tiere selbst in die Hand.
So weit so gut. Animationstechnisch kann sich das ganze durchaus sehen lassen und bewegt sich für eine TV-Produktion auf duchgängig gutem Niveau, überrascht aber auch nicht gerade durch Eigenständigkeit. Traurig wird’s wenn man die Story betrachtet. Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass da mal wieder mindestens hundert Leute am Skript herumgedoktort haben. Das muss hier noch ein bisschen “glaub an dich selbst”-Gefasel rein, dort etwas Umweltschutzgedöns, und jeden Moment könnte Jar Jar Binks um die Ecke biegen… Dabei hat die Grundidee durchaus Potential. Das alles könnte man z.b. durchaus als Parabel auf totalitäre Gesellschaftssysteme verstehen (und vermutlich ist es auch so gemeint), in denen der Mensch gedeihen darf, solange er dabei den Vorstellungen seines “Schöpfers” entspricht. Wenn jemand Probleme macht, muss der Schaden am System schnell “repariert” werden indem man das defekte Element schnellstmöglich austauscht. Auch Botschaften zum Thema Umweltschutz waren und bleiben berechtigt, wenn sie nicht mit einem derart dicken Holzhammer vorgebracht werden. Hätte, wäre, wenn. Wer auch immer es versucht hat, er hat es gründlich verkackt. Fast alles in diesem Film ist ein Klischee, das man woanders schon in besser gesehen hat. Die Story und ihre Charaktere sind flach bis zum Gehtnichtmehr und beim Abspann merke ich dann wie kalt mich das alles gelassen hat.
Filmproduktionen sind teuer und aufwändig. Und genau deshalb verstehe ich es nicht, warum so viele Filme beim wichtigsten und gleichzeitig finanziell unbedeutendsten Punkt schlampen: bei Story und Script. Als dachten sich die Produzenten: “Kinder sind doch eh blöd, für die muss es ja nicht so gut sein”. Lieblos und ärgerlich ist das.
Wertung: 5/10
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