Japan, 2009
Regie: Hitoshi Matsumoto
Ein Wagen hält in irgendeinem mexikanischen Dorf. Eine rauchende und pausenlos fluchende Nonne steigt aus und betritt ein Haus. Dort sitzt eine Familie, wie sie genau dem rassistischen Hollywoodklischee entspricht das sich irgendwie in unserem kollektiven Gedächtnis festgesetzt hat. Und ein seltsamer Fremdkörper befindet sich auch dort: ein Mann mit einer grünen Maske sitzt dort Zeitung lesend am Mittagstisch, ein Profiwrestler wie wir bald erfahren, und wird von der unfreundlichen Nonne abgeholt. Sie machen sich auf den Weg zu dem bisher härtesten Kampf seines Lebens…
Ein mit einem quietschbunten Pyjama bekleideter Mann wacht in einem weißen Raum ohne Türen oder Fenster auf. Kaum hat er sich aufgerappelt, sieht er scharen von Engelsfiguren, die sich an den Wänden tummeln und sogleich auch wieder in der Wand verschwinden. Übrig bleiben unzählige kleine Engelspenisse (kein Witz!) die aus den Wänden herausragen. Jeder der Penisse, so stellt sich heraus, funktioniert als ein Schalter, der einen bestimmten Gegenstand erscheinen lässt oder ein bestimmtes Ereignis auslöst. Langsam lernt der Gefangene, wie die Sache funktioniert, wie er z.b. an etwas zu Essen oder eine Decke zum schlafen kommt. Auch einen Ausgang entdeckt er bald, doch bis er es schafft ihn rechtzeitig zu erreichen, bevor er sich wieder schließt, hat er noch einen langen Lernprozess vor sich…
Hitoshi Matsumoto ist in Japan nach Takeshi Kitano wohl die bekannteste Hausnummer wenn es um schrille TV-Comedy geht. Doch während letzterer gerade eher durch eine handfeste Krise in seinem filmischen Schaffen zu gehen scheint, begeisterte Matsumoto vor zwei Jahren mit seinem Regiedebut, der schrägen Superhelden-Monsterfilm-Mockumentary “Dainipponjin” die Kritiker. Zu seinem neuen Werk gab es im Vorfeld viel zu hören. Er habe diesmal wirklich den Vogel abgeschossen, an Schrägheit nochmal einen draufgesetzt. Dem kann ich zustimmen. Matsumoto hat seinen absurden Stil weiterentwickelt und auf die Spitze getrieben, aber ist “Symbol” deshalb auch der bessere Film? Ich finde nicht. Aber dazu gleich mehr.
So vollkommen neu wie das ganze klingt, ist es gar nicht unbedingt. Zwei Referenzen fallen mir da so spontan ein. Zum einen ist da Vincenzo Natalis (meiner Meinung nach etwas überbewerteter) Kultstreifen “Cube”, in der eine Gruppe fremder Leute versucht, lebend aus einem Labyrinth weißer mit tödlichen Fallen gespicker Räume zu entkommen. Der etwas später entstande “Nothing” vom selben Regisseur schlägt in eine ähnliche kerbe, hier geht es um das langsame verschwinden alles Materiellen, und am Ende bleibt ein endloses weißes “Nothing”. Es bleibt aber eher bei visuellen Ähnlichkeiten, auf inhaltlicher Ebene ist “Symbol” durchaus eigenständig und innovativ, und zum schreien komisch ist er obendrein. Was ihm im Vergleich zu seinem Vorgänger aber etwas abgeht ist ein emotionaler Zugang zu seinem Akteur und der eher Verkopften, skurrilen Handlung, sowie ein gewisser Aha-Effekt in der Auflösung.
In “Dainipponjin” hatten wir diesen Verschrobenen und hoffnungslos veralteten Superhelden, ein Relikt längst vergangenen (Film-)Zeiten, der am Ende seine letzte Zuflucht in eben jener seltsam anachronistisch anmutenden Fantasiewelt findet. Wenn in “Symbol” dagegen die Handlungsstränge letztendlich zusammenlaufen, wirkt das ganze doch eher konstruiert, die wirkliche Bedeutung bleibt aber auch sehr der Interpretation des Zuschauers überlassen. Das klingt jetzt vielleicht wie ein Verriss, ist aber überhaupt nicht so gemeint. “Symbol” ist großartige und innovative Unterhaltung und absolut sehenswert. Nur halt IMHO etwas schwächer als sein Vorgänger, weniger einfühlsam und hintergründig, weshalb ich hier keine Höchstwertung vergeben möchte.
Wertung: 8/10
2 Kommentare
Auf diesen Film bin ich schon ganz gespannt (der surreale Trailer macht echt hungrig).
Von Dainipponjin war ich nur bedingt begeistert (ca.7,5/10), da er zwar durchaus mit seinen skurrilen Einfällen glänzt und dem Superheldengenre eine ganz neue Dimension einräumt , aber mir insgesamt zu wenig konzentriert/fokussiert inszeniert erschien und somit zuviel Potential verschenkt. Unter dem Strich dennoch sehenswert. Mal sehen was SYMBOL reißen kann…
Wenn das so ist, dann wird dir Symbol vielleicht besser gefallen. Auf jeden Fall ist der Film deutlich kompakter als sein Vorgänger. Aber erwarte auch hier besser nicht, dass alles perfekten Sinn ergibt, denn mit reiner Logik kann man sich diesem Streifen kaum annähern. Besser kann man ihn einfach als seltsames Erlebnis, oder vielleicht auch als einen Strom vom Gedanken und Assoziationen auf sich wirken lassen. Oder auch einfach als zum schreien komische, leichte Unterhaltung. Alles weitere kann man nur in den Film reininterpretieren, und ich glaube das war auch Matsumotos eigentliche Intention.
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